Labyrinth
2011-04-26 23:45:10
In alten Handschriften des Mittelalters, die Tabellen zur Berechnung der Ostertermins enthalten, finden sich häufig Darstellungen eines Labyrinthes.Für die Menschen war offenkundig: Christus ist den Weg in die Höhle des Todes gegangen. Er hat den Tod besiegt und ist auferstanden. In dieser Höhle, mitten im Labyrinth, findet der antiken Sage nach der Kampf auf Leben und Tod statt: Theseus, der Held besiegt das Monster Minotauros und damit seine todbringende Macht. An Ostern ist das Grab leer. In der Auferweckung Jesu wird der Tod besiegt. Mit seinen verwirrenden Umgängen steht das Labyrinth für die Welt und unser irdisches Leben mit seinen Höhen und Tiefen, seinen Um- und Abwegen. Und doch lässt sich darin schon das Muster einer anderen Wirklichkeit erkennen. Die runde oder wie hier die achteckige Form des Labyrinthes verweist auf Gott - den Vollkommenen. Am ersten Tag der Woche - also am achten Tag - steht Jesus von den Toten auf. Eine neue Welt wird geschaffen. Das Leben wird neu.Im Mittelalter wurde in den Kathedralen am Ostertag während des Gottesdienstes in den großen Labyrinthen auf dem Fußboden getanzt und gespielt. Einen Ball - Symbol für die Sonne - warf man sich zu. Die freudige Seite des Lebens bricht sich Bahn. Über allen Erfahrungen des Scheiterns, des Versagens, des Todes wird die helle Seite des Lebens gefeiert; der Überfluß der Freude und des Festes. In der Mitte des Lebenslabyrinthes steht nicht mehr der Tod, sondern das leere Grab, die strahlende Osterkerze. Am Ostermorgen halten wir den Anfang dieses roten Fadens des Lebens in der Hand. Die beginnende Osterzeit lädt Sie ein, der Spur durch das Labyrinth nachzugehen.