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Lebendige Steine

2014-05-13 20:19:04

„Ein Haus voll Glorie schauet weit über alle Land, aus ewgem Stein erbauet von Gottes Meisterhand…“Wer im gerade noch gültigen Gotteslob das Lied mit der Nummer 639 anstimmt, singt ein Jubellied auf die Kirche. Als Gottes Meisterwerk wird sie da gepriesen, ewig, unverrückbar. Ich mag das Lied, es ist eine der großen katholischen Hymnen. Die Melodie reißt mich mit. Und doch – wie so oft bei Liedern: Wenn ich mir den Text anschaue, stockt mir fast der Atem. Das Kirchenbild, das sich hier manifestiert ist eben gerade nicht meines.Nein, meine Kirche ist nicht aus „ewgem Stein“ erbauet, sie ist nicht starr und unveränderlich. Mein Kirchenbild ist wohl eher das, welches im ersten Petrusbrief zur Geltung kommt. Ein Haus aus lebendigen Steinen, eine Kirche, aufgebaut aus Menschen. Ein buntes Gefüge von Meinungen, Ahnungen, Visionen und Träumen. Ein dynamisches Konstrukt, das in Veränderung bleibt, sich immer wieder neu ausrichtet, nach außen, nicht nach innen allein.Papst Franziskus hat jüngst gesagt, die Kirche kenne wohl das Amt des Türöffners. Jenes, der die Leute willkommen heißt, sie einlädt, in diese, seine Kirche einzutreten.Keinesfalls darf es aber in der Kirche das Amt des Türschließers geben. Franziskus will ganz deutlich machen: Kirche ist nur dann Kirche Jesu Christi, wenn sie ihre Türen nicht verschließt, wenn sie zugänglich bleibt, für die, die suchen und kommen. Mehr noch: Kirche muss es gelingen, immer wieder neue Türen zur Welt hin zu öffnen. Das gelingt nur dort, wo Kirche aus lebendigen Steinen gebaut ist, die nicht starr bleiben, sondern sich um Gottes Willen bewegen, von Gottes Geist bewegt. Diese Dynamik braucht aber ihren Anker. Jesus Christus ist und bleibt der unverrückbare Eckstein, das Fundament dieser Kirche. Solange wir, bei aller Veränderung, in ihm unseren Halt finden, darf, ja muss Kirche lebendig, dynamisch, unfertig sein. Aus lebendigem Stein eben – bis zur Ewigkeit.PS: Im neuen Gotteslob finden Sie das Lied übrigens unter der Nummer 478.