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Licht ins Dunkel

2015-12-19 12:57:10

Licht ins DunkelDas Volk, das im Dunkel lebt, sieht ein helles Licht; über denen, die im Land der Finsternis wohnen, strahlt ein Licht auf. – Worte des Propheten Jesaja, die für uns in die Zeit des Advents gehören, so wie der Schein der Kerzen, die wir in dieser tristen Jahreszeit entzünden, um uns ein bisschen Herz und Seele zu wärmen. – In diesem Jahr ist mir noch einmal sehr bewusst geworden, dass diese Worte eine große Verheißung sind, eine große Vision. Und wie sehr ich für viele Menschen wünsche, dass sie Realität werde. Frohe Weihnachten – ja, das wünsche ich vielen – aber so sehr brauchen sie meine Wünsche gar nicht. Sie sitzen warm und trocken, haben übergenug zum Essen und bekommen es hin, mit ihren Lieben ein paar entspannte Tage zu verbringen. Meine Weihnachtswünsche sind ehrlich gesagt größer. Kurz vor Weihnachten klopft eine Frau an unserer Tür. (Ich schreibe „unsere“, weil sie bei der Kirche anklopft und nicht bei mir persönlich.) Sie müssen zurück nach Albanien. In wenigen Wochen schon. Zurück in Ungewissheit, Perspektivlosigkeit, Depression, Frustration. Die biblischen Begriffe wären „Dunkel“, „Finsternis“. Ich weiß nicht viel über Albanien und die Verhältnisse dort (und habe bislang auch bei uns niemand getroffen, der da viel mehr weiß), aber was die Flüchtlinge erzählen, ergibt immer wieder das gleiche Bild: Zukunftslosigkeit. Man findet keine Arbeit. Oder man arbeitet und bekommt kein Geld. Es ist keine Seltenheit, dass drei mehrköpfige Familien in einer Drei-Zimmer-Wohnung leben und die Unterbringungskapazitäten restlos ausgeschöpft sind. Und ohne Geld haben auch die Kinder keine Chance auf eine gute Ausbildung. Schule kostet Geld, das sie nicht haben. Ja, klar. Dass die Albaner zurück müssen, wissen wir. Armut ist kein Asylgrund. Aber dass Menschen für ihre Kinder und für sich eine Zukunft wünschen, ist aller Ehren wert. Sie wollen hier nicht von Sozialhilfe leben, sie wollen arbeiten. Danach müssten sie fragen dürfen und es müsste leichter zu bewerkstelligen sein. Und auch klar, es wäre am allerbesten, wenn sie alle dazu beitrügen, ihr Land aufzubauen. Wie das gelingen kann, ist die entscheidende Frage. Der bloße Apell hilft dem einzelnen nichts in einem Umfeld von Hoffnungslosigkeit. Ich habe in Südafrika und Namibia so manches Projekt gesehen, das Licht ins Dunkel gebracht hat. Und habe viel von anderen gehört: von den Philippinen, aus Bangladesh, aus Uganda. Hilfe zur Selbsthilfe, Förderung von Kleinstgewerbe, Mikrofinanz, Genossenschaften sind da die Stichworte. Ich bin heilfroh, dass ich in einer großen Gemeinschaft unterwegs bin, zu der Hilfswerke und jede Menge großartiger Menschen gehören, die vor allem eines schenken: Hoffnung und Zukunft. Sie zu unterstützen, immer wieder, ist eine Frage der Solidarität. – Für die Familie aus Albanien suche ich noch nach diesem Geschenk. Ich hoffe sehr, dass es in diesem Meer von Perspektivlosigkeit ein paar Menschen gibt, die der Vision des Jesaja trauen und Projekte der Hoffnung gestartet haben.