Liebe Schwestern und Brüder im Glauben!

Am heutigen Sonntag, den 16. im Jahreskreis, hören wir im Lukasevangelium, wie Jesus auf seinem Weg nach Jerusalem zwei ungleiche Schwestern, Maria und Marta, besucht. Während die eine ihn selbstbewusst begrüßt und sich unverzüglich an den Kochtöpfen zu schaffen macht, setzt sich die andere Jesus zu Füssen und hört seinen Worten zu – ein vertrautes, aber auch spannungsgeladenes Bild. Die umtriebige Marta und die passive Maria. Dieser Text hat viele Theologinnen und Theologen zu Widerspruch und Diskussion gereizt. Der Text des Evangeliums lädt zur Wahl zwischen zwei Möglichkeiten ein: Soll man als Christ oder Christin demütig und aufmerksam lauschen oder Gott emsig im aktiven Engagement für die Gemeinde dienen? Ein Konflikt zwischen Betschwestern und christlichem Workaholic? Viele Autoren und Autorinnen lösen den Gegensatz der zupackenden Marta und der stillen Maria so auf, dass beide Verhaltensweisen als zwei Seiten einer Medaille interpretieren: Es gibt Zeiten, da ein Christ allein Gottes Wort lauschen sollte, und andere Situationen, in denen es geraten scheint, sich im aktiven Dienst für die Gemeinde zu engagieren. Also Pfarrfest und Gottesdienst, Pfarrgemeinderatssitzung und Besinnungstage, Krankenbesuchsdienst und persönliche Meditation als Regel des aktiven Christen. Da scheint mir die alte Regel des heiligen Benedikt aus Nursia „ora et labora“ die goldene Regel nicht nur für Mönche aber auch für uns normale Menschen gut und sinnvoll zu sein. Ein anders Beispiel gibt uns die Selige Mutter Teresa von Kalkutta. Bevor sie jeden Tag auf die Strassen dieser Stadt gegangen ist, um den Menschen zu helfen und sie zu heilen, hatte sie vorher Jesus in der Heiligen Eucharistie empfangen. So gestärkt von ihm hatte sie die Kraft auszugehen und den Schwestern und Brüdern zu dienen, besonders denen, die ungeliebt und unerwünscht waren.Zu solchem Handeln sind auch wir berufen. In der Urlaubszeit haben wir die Gelegenheit, darüber nachzudenken, wo ich in meinem Leben stehe, bin ich Marta oder Maria?So wünsche ich Ihnen Gottes Segen und alles Gute!