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Mein Herr und mein Gott!

2013-04-04 09:07:02

\"Der ungläubige Thomas?\" Ich finde, man tut ihm da Unrecht! Der fragende oder meinetwegen auch zweifelnde Thomas. O.k.Thomas ist für mich eine der interessantesten und auch sympathischsten Gestalten aus dem Umfeld Jesu. An vier Stellen im Johannesevangelium spielt er eine besondere Rolle - und zweimal begegnet er uns dabei als Fragender und Zweifelnder: Als Jesus sich im Abendmahlsaal von seinen Jüngern verabschiedet und unter anderem sagt: \"Wohin ich gehe - den Weg dorthin kennt ihr\", reagiert Thomas so: \"Herr, wir wissen nicht, wohin du gehst. Wie sollen wir dann den Weg kennen?\" Und sprichwörtlich geworden ist sein Zweifel an der Auferstehung Jesu, den wir in jedem Jahr am Sonntag nach Ostern hören. Aber ist Zweifel mit Unglauben gleichzusetzen?Wenn auch in unseren alten Beichtspiegeln der Zweifel noch als Sünde angegeben wurde, entdeckt die Kirche unserer Tage immer mehr, dass Glaube und Zweifel überhaupt keine Gegensätze sein müssen. Es gibt ein Sprichwort, das lautet: \"Wo der Glaube lebt, da singt der Zweifel die zweite Stimme\". Ja, mehr noch, Erich Fried hat es einmal so ausgedrückt: \"Zweifle nicht an dem, der dir sagt, er hat Angst, aber hab Angst vor dem, der dir sagt, er kenne keinen Zweifel!\"Der Apostel Thomas ist der Prototyp eines Menschen, der sich bis zum Grund seines Lebens durchfragt, der selbst den Worten seiner Freunde nicht blind vertraut, der sich seine Glaubensentscheidung nicht leicht macht. Er will selbst dem auferstandenen Jesus begegnen. Er will selbst spüren, dass die Worte, Taten und Ideen Jesu auch nach seinem Tod lebendige Wirklichkeit sind. Er ergibt sich nicht dem sprichwörtlichen \"Wundenlecken\".Thomas bleibt nicht bei seinen Verwundungen und Enttäuschungen, nicht im Zweifel stecken, sondern am Ende macht er eine umwerfende Erfahrung: Es kommt der Punkt, wo alles Prüfen und Kontrollieren ein Ende hat, wo alles Fragen einmündet in Vertrauen und Glauben. Es kommt die Zeit für das aus Überzeugung gesprochene Bekenntnis: \"Mein Herr und mein Gott!\". Das könnte auch unser Leben verändern, das wäre wirklich revolutionär, wenn wir mit Thomas immer wieder den Punkt erreichen könnten, an dem der Satz \"Vertrauen ist gut, Kontrolle ist besser\" auf den Kopf gestellt wird: \"Kontrolle ist gut, Vertrauen ist besser!\".Vielleicht können wir dann ja auch in Zeiten des Zweifelns und der Fragen einstimmen in das Bekenntnis des Thomas: \"MEIN HERR UND MEIN GOTT!\"