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Novemberstimmung

2008-11-23 01:07:39

„Wissen Sie, der November ist für mich der schlimmste Monat im ganzen Jahr.“ Ich erinnere mich noch sehr gut an die alte Dame, die ich im Rahmen der Hauskommunion einmal im Monat besuchte. Alle ihre nahen Angehörigen hatten ihren Todestag im November. Auch wenn es uns nicht so ergeht, und auch wenn Volkstrauertag und Totensonntag in unserem Alltag keine große Rolle spielen, der November ist der Monat, der uns wie kein anderer die Vergänglichkeit spüren lässt. All das Schöne am Herbst ist längst vorbei; Erntezeit, farbenfrohe Lichtblicke in Parks und Wäldern. Grau in grau ist es oft und vielen Menschen verdüstert das auch das Gemüt. Man möchte sich dem gern entziehen. In vielen Schaufenstern sieht man – kaum ist das Halloween-Spektakel vorbei – schon die opulente Weihnachtsdekoration. So als könnte man diese Lücke nicht aushalten. Die Geschäfte können sich keine Pause erlauben, die Natur macht diese Pause. Und wer sich überwindet und rausgeht, der wird auch im November Bemerkenswertes entdecken. Bäume sehen ohne ihr Blätterkleid noch einmal ganz anders aus. Der Nebel lässt die Konturen verschwimmen und dämpft etwas die uns ständig begleitende Geräuschkulisse. Wenn wir annehmen, ist diese Jahreszeit eine Einladung nach innen zu gehen, uns zu sammeln. Manch einer scheut den Blick nach innen. Wir entdecken dort ja nicht nur, was uns gefällt. Uns wird vielleicht unsere innere Unruhe oder Leere bewusst. Wir merken, wie traurig es uns macht, an uns oder anderen sichtbare Zeichen der Vergänglichkeit zu bemerken. All das kann uns wieder mehr mit unserer tiefsten Sehnsucht in Verbindung bringen. Da muss noch mehr als alles sein. Johannes vom Kreuz hat einmal gesagt: „Des nachts werden wir ziehen die Quelle zu finden und nur der Durst wird uns Licht sein.“ Meine Sehnsucht, meine eigene Bedürftigkeit wahrnehmen - dann macht es auch Sinn, im Advent auf den zu warten, der von sich sagen wird: Ich bin gekommen, damit sie das Leben haben und es in Fülle haben.