Palmsonntag

Viele Last-Esel sieht man auf einem großen Mosaik von Manfred Stumpf in der Frankfurter U-Bahnstation \'Habsburgerallee\'. Die Menschen, die hier auf ihre Bahn warten, sehen Esel, die seltsame Dinge auf dem Rücken tragen: Zum Beispiel eine Spritze, einen Einkaufswagen oder einen Panzer. Das können Symbole sein für Sorgen, die die Menschen belasten: Die Spritze etwa kann ein Hinweis auf eine Krankheit sein; hier wartet vielleicht jemand auf seine Bahn, die ihn zum Arzt bringt.Bei dem Esel auf dem Foto blieb ich stehen – er trägt nämlich auf dem Rücken ein schweres Kreuz. Und neben diesem trägt ein Esel einen Mann mit Palmzweig – beides für mich deutliche Hinweise auf die Palmsonntags-Erzählung, wie Jesus auf einem Esel in die Stadt Jerusalem einzieht, von den Menschen am Straßenrand mit Palmzweigen bejubelt. Dieser Einzug nach Jerusalem ist der Beginn von Jesu Leidensweg, sein Kreuzweg. Aber: Jesus läuft nicht davon, sondern nimmt das Kreuz an.Ich sehe eine Verbindung zwischen diesem Palmsonntags-Bild und den Lasten auf den anderen Eseln. Denn wohl jeder hat im Leben ein Kreuz zu tragen - eine Krankheit etwa. Wie kann man da bloß Ent-Lastung erfahren? Ich meine, es ist wichtig, sich zuerst das Problem anzuschauen: Was belastet mich? Dann sehe ich, ob ich die Last los werden kann, oder ob ich mit der Last leben muss. Es kann dann nämlich auch eine Ent-Lastung sein, gerade die Last anzunehmen - auch wenn das seltsam klingt. Wenn wir uns in dieser Karwoche vor ein Kreuz stellen und unsere Last anschauen, dann können wir daran denken, wie auch Jesus gelitten hat. Ihm können wir unser Leid hinhalten und spüren, dass er uns dabei tragen helfen will.