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Paulus

2008-06-14 17:31:55

Wir sehen einen alten Mann, der in einem engen, kahlen Raum nachdenklich auf einer Liege sitzt. Seine Augen sind ohne Ziel ins Leere gerichtet, die Stirn in Falten gelegt. Mit der rechten Hand scheint er sein Kinn zu stützen. Er ist in einen faltenreichen Mantel gehüllt. Sein rechter, nackter Fuß steht auf einer Sandale. Ein aufgeschlagenes Buch liegt auf seinem rechten Oberschenkel. Ein Pergamentbogen liegt darauf. In der linken Hand entdecken wir einen Schreibstift.„Paulus im Gefängnis“ so hat Rembrandt dieses Bild aus dem Jahr 1627 genannt. 21 Jahre war der Maler alt, als er es malte.Es ist ein Bild voller kleiner Details, die das Leben und Wirken des Paulus, dessen 2000. „Geburtstag“ im nun beginnenden Paulusjahr gefeiert wird, widerspiegeln. Am 29. Juni ist der Gedenkt der beiden Apostelfürsten Petrus und Paulus.Das Buch und die vielen schweren Folianten im Hintergrund des Bildes deuten auf die Vertrautheit des Paulus mit der Schrift, die er als jüdischer Schriftgelehrter besaß. Zugleich verstand er es, rhetorisch gut geschult, mit dem Wort umzugehen und so mit der Kraft des Wortes zu überzeugen. Das Schwert, das an die Liege angelehnt ist, weist bereits voraus auf seinen Tod durch das Schwert in Rom um das 67 n. Christus vor den Toren der Stadt. Es ist zu seinem Attribut geworden. Rembrandt setzt in seinem Bild auf die Wirkung des Lichtes. Paulus wird erleuchtet; der helle Schein vom Fenster her durchbricht das Dunkel der Kerkerzelle und hebt den Apostel besonders hervor. Der Fensterumriss zeichnet sich als Lichtfläche auf der Rückwand ab und wird zu einem markanten Pfeil, der nach oben zeigt. Am Lichtreflex auf der Fensterlaibung erkennen wir, dass das Zellenfenster vergittert ist. Aber hinter Paulus zeichnen sich keine Gitterstäbe als Schatten ab. Ein Bild der Freiheit! Die größere Freiheit des Evangeliums, das er unermüdlich verkündet hat, springt uns ins Auge. Der hier im Gefängnis sitzt, ist bereits frei in Christus. So wie alle, die an Christus glauben in ihm zur Freiheit der Kinder Gottes gelangt sind. Denn „Zur Freiheit hat uns Christus befreit“ so hatte er es selbst an die Galater geschrieben (Gal 5,1). Folgen wir den Spuren des Glaubens, die dieser Apostel an den Anfängen der Kirche gelegt hat!Mathias Wolf, Diakon