Perspektive

Ein Bild, ein Augenblick, eine Begegnung, eine Erfahrung. Wie oft haben wir es erlebt, dass andere Menschen das ganz anders erleben als wir? Neulich in der Gruppe Bibelteilen: Wir lesen eine Stelle, in der Jesus zur Nachfolge aufruft. Am See ruft er zwei Brüderpaare, “Kommt und folgt mir nach.“, und die Brüder hören diesen Ruf und folgen ihm nach.Wir versuchen uns diesem Thema anzunähern. Die Gruppe ist klein, alle tragen bei. Einer in der Gruppe sagt: „Wir sind zur Nachfolge aufgerufen, gerade auch in kleinen Dingen. Ich erinnere mich an ein Projekt. Ich habe mich damals sehr gefreut, als ein paar Freunde einfach mitgemacht haben, ohne zu wissen, was alles auf uns zukommen würde.“Ein anderer sagt: „Kann ich denn einfach nachfolgen? Bin ich dem gewachsen? Kann ich den Anforderungen standhalten?“ Eine Frau: „Ich finde es so toll, dass Jesus mich anspricht, ohne Aufnahmeprüfung, einfach so. Ich kann mitmachen, weil Jesus will, dass ich mitmache, weil er mir vertraut und weil er sich auf mich freut.“[b]Wechsel der Perspektive[/b]Ich hätte die Stelle in der Bibel nie so gelesen wie diese Frau in diesem Moment. Ihre Sicht kehrt meine Perspektive um. Sie öffnet mit ihrer Sicht meinen Horizont. Lese ich die frohe Botschaft falsch, wenn ich vermute, dass uns Jesus immer wieder zum Wechsel der Perspektive ermuntert?In unserer Pfarrei und in der Kirche kann sich die Perspektive ändern. Wenn wir zuhören, offen sind, neugierig sind, vertrauen. Das Wort des anderen, es spricht mich an. So suche ich die Sichtweise des anderen, ich reagiere auf den anderen, weil mich seine Sicht auf die Dinge verändert. Irgendwann warte ich nicht mehr ab, sondern überwinde meine Reserviertheit und gehe selbst auf den anderen zu. Selbst dann, wenn ich zunächst skeptisch bin. Denn ich vertraue darauf, dass die andere Sichtweise meines Nächsten mir den Blick weiten kann. Und kann sagen: Ich freue mich, dass Du Deine Perspektive mit mir teilen und Du mir begegnen willst. Sollte ich nicht immer wieder bereit sein, meine Perspektive zu ändern, wenn nötig jeden Tag? So wie Jesus. (Harald Schwalbe)