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St. Martin

2007-11-08 18:46:03

Dieser Tage werden vielerorts in den Kirchen wieder Martinsspiele aufgeführt. Die Geschichte ist hinlänglich bekannt und doch hören wir immer wieder gerne von der Not des Bettlers im kalten Winter und der Güte des reichen Soldaten Martin, der seinen Mantel mit ihm teilt. Das Martinsfest mit dem dazugehörigen Brauchtum gehört einfach zum Herbst – fast wie „Dinner for one“ zu Silverster! Aber der alljährliche „Konsum“ dieser Mantelteilungsszene birgt eine Gefahr: die Gefahr nämlich, dass wir es uns damit einfach nur gemütlich machen und die Martinsgeschichte lediglich als historische Begebenheit oder nettes Märchen missverstehen: dann sind wir ganz weit weg davon und können uns als gefällige Beobachter aus der Gegenwart daran erfreuen und vielleicht den hl. Martin sogar noch instrumentalisieren als moralisches Vorbild für „die anderen“, speziell für die Kinder.Selbstverständlich ist der hl. Martin ein Vorbild in dem, was er tut und diesem gilt es nachzueifern: nämlich dem Schwachen und Bedürftigen nicht auszuweichen, sondern sich auszusetzen und praktisch zu helfen – und dies aus dem Glauben motiviert zu tun! Können wir uns aber auch den Gedanken aussetzen, wie wir uns Schwachen und Bedürftigen gegenüber verhalten oder sind wir schnell dabei, diese Gedanken zu verdrängen und andere darauf hinzuweisen, wie sie korrekt handeln sollten?Die Kulisse, die wir in den Kirchen für die Martinsspiele mit teilweise großem Aufwand nachstellen, finden wir „in echt“ an jedem beliebigen Tag in unseren Dörfern und Städten: mitten unter uns sind bedürftige Menschen, die unsere Hilfe brauchen. Wie gehen wir, deren Herz sich von der Martinsgeschichte erwärmen lässt, in unserem Alltag damit um?Eine „Martinsszene“ aus unserer Zeit:Ein Bettler sitzt am Straßenrand. Er ist arm und hungrig.Viele Menschen gehen vorüber. Sie sehen den Bettler, doch seine Armut rührt sie nicht.Der Reiche: „Ich brauche das Geld für Nützlicheres. Ich gebe nichts!“Der Egoist: „Was geht der mich an? Jeder muss sehen, wie er fertig wird!“Der Geizkragen: „Ich werfe mein Geld nicht auf die Straße!“Der Hochmütige: „Mit so einem Gesindel gebe ich mich nicht ab!“Der Gleichgültige: „Dem sollen andere helfen!“Der Eilige: „Ich habe jetzt keine Zeit, sondern etwas Wichtigeres zu tun!“Da kommt Martin…Wo finden wir uns wieder, die wir gerne jedes Jahr St. Martin feiern?