Zum Hauptinhalt springen Skip to page footer

„Stille Nacht, heilige Nacht …“

2014-12-09 17:10:57

„Stille Nacht, heilige Nacht“ gehört für viele an Weihnachten einfach dazu. Wenn es erklingt, dann kann Weihnachten werden.Stille. Wer sehnt sich nicht danach? Gerade dieser Tage – nach dem ganzen Trubel. Was ist eigentlich Stille? In unserer Sprache kommt es von dem Wort „stellen“: stehen bleiben. Ich höre auf, mich zu bewegen. Ich bleibe stehen und halte still. Wir kennen sogar das Verb „stillen“: Die Mutter stillt das Kind, indem sie seinen Hunger nach Nahrung und Liebe zum Schweigen bringt. Das Schreien des Kindes ist Ausdruck seines Hungers. Wem etwas fehlt, der meldet sich zu Wort. Wer Hunger hat, der schreit! Es gibt auch das Wort „schweigen“. Es bezieht sich immer auf den Menschen. Der Mensch hört auf zu reden. Er schweigt. Schweigsamkeit ist eine Tugend – Stille ein Zustand. Zum Schweigen muss man sich entschließen. Stille trifft auf den Menschen. Stille ist da, bevor der Mensch etwas tut.Stille ist mehr als die Abwesenheit von Lärm, mehr als das Fehlen von Worten. Stille hat eine eigene Qualität. In der Stille begegnen wir dem Ursprung, dem Unverfälschten, dem Klaren. Am Anfang der Schöpfung war Stille. In diese Stille hinein hat Gott das Wort gesprochen: „Es werde Licht!“ Es gibt Worte, die kommen aus der Stille und nur deshalb haben sie Kraft.Der Gottesdienst am 2. Sonntag nach Weihnachten beginnt mit einem Vers aus dem Buch der Weisheit: „Als tiefes Schweigen alles umfing und die Nacht bis zur Mitte gelangt war, da sprang dein allmächtiges Wort vom Himmel“ (Weish 18,14). Christus wird in der Stille der Nacht geboren. Im Schweigen kommt Gottes Wort in die Welt. Gott spricht in der Stille! Mit der Stille und dem Schweigen ist das bei uns so eine Sache. Viele haben Angst vor der Stille, denn sie kann zur bedrohlichen Leere werden. Wo wird denn bei uns noch geschwiegen? Immer muss irgendjemand irgendetwas sagen. Schweigen im Gespräch ist peinlich. Aber wer nur spricht, dessen Worte klingen irgendwann hohl.In der Stille bricht auf, was wir nicht mehr benennen können. Es ist das Geheimnis schlechthin: das unbegreifliche und unnennbare Geheimnis: Gott.„Stille Nacht – Heilige Nacht“. Offenkundig gehört beides zusammen. Nur die Stille öffnet uns für das Heilige, für das, was eben nicht von dieser Welt ist. Lassen Sie diese Weihnachtstage zu stillen Tagen werden! Mathias Wolf, DiakonGrafik: Ausschnitt aus dem Autograph des Liedes „Stille Nacht“ (Q: Salzburgmuseum, A)