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Taborlicht

2017-08-02 09:03:24

Taborlicht - Am 6. August feiert die Kirche das Fest „Verklärung des Herrn“. Das heißt: eigentlich feiert die Ostkirche. Und die Katholiken haben es mehr aus Solidarität im liturgischen Kalender stehen. Was im Grunde schade ist, weil das Fest uns in das Geheimnis des Gebets einführen kann.Die Ostkirche kennt das Herzensgebet, auch Ruhegebet genannt (auf griechisch: Hesychasmus). Dabei geht es darum, im Rhythmus des eigenen Atems immer wieder einen einfachen Gebetssatz zu wiederholen. Nicht um den Gebetsinhalt geht es dabei, sondern darum in eine Haltung des Betens zu kommen, zur Ruhe zu finden und die eigene Tiefe zu entdecken. Wer sich mehr und mehr einübt in dieses Beten, dem – so die Lehrer des Hesychasmus – leuchte am Ende das „Taborlicht“ auf, jenes Licht in dessen Glanz die Jünger auf dem Berg Tabor den verklärten Jesus gesehen hätten. Dieses Licht sei „ungeschaffen“ (also göttlich) und führe zu einer direkten Begegnung mit Gott.Ob so etwas sein kann, oder bloß Ausdruck religiösen Überschwangs bzw. frommen Aberglaubens sei, darüber haben die Theologen in Byzanz weidlich gestritten. Wie kann ein geschaffenes Wesen etwas Ungeschaffenes sehen? Aber ist das wirklich ein logischer Widerspruch?In der Apostelgeschichte heißt es über Gott: „In ihm leben wir, bewegen wir uns und sind wir“. Sind dann „geschaffen“ und „ungeschaffen“ nicht einfach verschiedene Rücksichten auf unsere Wirklichkeit zu blicken? Dann ist das „Taborlicht“ einfach die wahre Realität unsres Lebens – eine Wirklichkeit für die wir mit unseren irdischen Sinnen allzuoft blind und taub bleiben.Gott ist nah. Und je näher wir unserem Seelengrund kommen, umso näher rücken wir ihm selbst. Dann kommt die Welt, dann kommt alles in ein anderes Licht: Taborlicht eben.Pfarrer Andreas Unfried