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Und führe uns nicht in Versuchung

2018-02-13 18:52:05

Und führe uns nicht in Versuchung Die sechste Vater-unser-Bitte hat es in sich: „Und führe uns nicht in Versuchung“ – „So etwas tut Gott nicht“ hat Papst Franziskus vor einigen Monaten gesagt und die französischen Bischöfe gelobt, die sich zu einer Veränderung des Gebets-Textes entschlossen haben: „Lasse uns nicht in Versuchung geraten“.Seither haben viele Bibelwissenschaftler und Theologen sich geäußert. Ganz überwiegend kommen sie zu dem Schluss, dass unsere deutsche Übersetzung den griechischen Text bei Matthäus und Lukas recht zutreffend wiedergibt. Natürlich: Jesus hat selbst aramäisch gesprochen. Aber seine Worte sind uns allesamt nur in der griechischen Übersetzung im Neuen Testament erhalten. Dahinter führt kein Weg zurück. Ein Rückgriff auf einen vermeintlichen Original-Wortlaut ist seriös darum nicht möglich.Das Wort „peirasmos“ (Erprobung/Versuchung) hat zudem ein sehr breites Feld an Bedeutungsmöglichkeiten, die von positiven bzw. neutralen Konnotationen (in einem gleichsam erzieherischen Kontext) bis zur stark negativen Verwendung im Sinne von „eine Falle stellen“ reichen.Im Buch Genesis stellt Gott den Abraham auf die Probe. Und lange ist es in dieser biblischen Ur-Erzählung nicht klar, ob er es gut mit ihm meint. Seinen einzigen Sohn soll er opfern als Zeichen seines Gehorsams. Ein Wahnsinn das doch! Am Ende wird Gott seinem gehorsamen Diener in den Arm fallen. Anstelle von Isaak wird Abraham ein Tieropfer darbringen. Religionshistorisch liegt hier wohl eine Erinnerung an die Humanisierung der Opferpraxis vor. Anstößig bleibt der Text gleichwohl.Und dennoch bleibt es doch auch (durchaus anstößige) Lebenserfahrung von vielen: Dass sie sich von ihrem Gott herausgefordert, auf die Probe gestellt fühlen: durch eine Krankheit oder einen schweren Schicksalsschlag. Dann den Glauben an die Güte und Barmherzigkeit Gottes nicht zu verlieren, ist nicht nur für Abraham eine Herausforderung. Demütig im Wissen um die eigene Schwäche darum zu bitten, dass Gott uns nicht überfordern möge ist nur die zweite Seite dieses Ringens um den Glauben an den Gott Jesu Christi: Der uns herausfordert zu Vertrauen und Glauben, der fängt uns auch auf, wenn wir fallen.Pfarrer Andreas Unfried