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„Und jedem Anfang wohnt ein Zauber inne…

2010-12-24 15:19:30

…der uns beschützt und der uns hilft zu leben.“ So heißt es im berühmten Gedicht „Stufen“von Hermann Hesse. Wieder einmal stehen wir an einem Anfang – und wenn es auch nur ein kalendarischer ist. Das Jahr 2011 wird uns manches Neue bringen – Voraussehbares und natürlich auch Ungeahntes. Wir sind als 8 Kirchengemeinden in einen spannenden Prozess der Entwicklung hin zu einer „Pfarrei neuen Typs“ eingetreten. Ob dieser Prozess an sein Ziel kommen wird, ist noch nicht sicher. Doch waren die bisherigen Schritte durchaus ermutigend. Aus meiner Sicht ergibt sich als Zwischenbilanz ein regelrecht paradoxer Befund: Es wird sich gar nicht so viel verändern. Und: Es wird sich Grundlegendes verändern.Für den „normalen Kirchgänger“ wird sich gar nicht viel verändern. Die Gottesdienste werden bleiben wie sie sind. Die Pfarrbüros bleiben erhalten und jede Gemeinde behält (oder bekommt) einen konkreten Ansprechpartner aus dem Pastoralteam. Gleichzeitig kündigen sich durchaus grundlegende Veränderungen an. Die neue Gestalt der Kirche, wie sie kenntlich wird, wird noch viel stärker als die gegenwärtige die Berufung zum christlichen Zeugnis jedes einzelnen von uns ernst nehmen. Die neue Kirchengestalt wird weniger aus dem leben können, was einem als „Angebot“ präsentiert wird, als von dem, was man gemeinsam mit anderen selbst entwickelt. Sie wird stärker aus Gruppen und Kreisen leben, die Glauben und Leben zu integrieren versuchen, und weniger davon, dass der Pfarrer seine Gemeinde um sich bzw. den Altar versammelt.Wohnt dem allen auch (wenigstens auch!) ein Zauber inne? Oder schreckt das alles bloß ab: „Nein, möglichst soll alles bleiben, wie es war! Und hoffentlich kommt das Neue, wenn es denn kommen muss, noch nicht so bald!“?Es tut sicher gut, in diesen Fragen auf den Erfahrungsschatz der geistlichen Tradition zu schauen. Die ignatianische „Unterscheidung der Geister“ will uns helfen, den Anruf Gottes (also das Wirken des Heiligen Geistes) von allen möglichen anderen Geistern (oder gar Dämonen) zu unterscheiden. In diesem Zusammenhang ist die Frage nicht unwichtig, ob das Neue wirklich schlecht oder einfach bloß noch unbekannt ist, ob das Gegenwärtige wirklich gut oder halt bloß vertraut ist. Denken Sie daran, dass das Volk Israel, kaum waren sie durch das Rote Meer den Ägyptern entkommen, sich bereits nach den „Fleischtöpfen Ägyptens“ zu sehnen begann. Und beinahe hätten sie ihre Zukunft (und damit auch unsere!) aufs Spiel gesetzt.Darum: Lassen sie uns mit gutem Mut und Gottvertrauen in das neue Jahr gehen. Der Gott, der uns bislang gut geführt und geleitet hat, der wird auch weiter bei uns sein.[i]Pfr. Andreas Unfried[/i]