Unterwegs...
Ostern ändert die Richtung.
In seinem Evangelium lässt Lukas die Wege auf Jerusalem zulaufen. Und dann ab Ostern führen sie in seiner anschließenden Apostelgeschichte zunehmend von Jerusalem weg. Die Emmauserzählung von den beiden Jüngern, die Jesus auf dem Weg nach seiner Auferstehung treffen, ist hierbei so etwas wie die Wende, an dem noch einmal beide Richtungen – von und nach Jerusalem – prägend sind. Lukas ist der Evangelist des Weges.
Die Aussage dahinter: Die Jünger bleiben in der Spur Jesu, wenn sie sich auf den Weg machen – weg von Jerusalem in die Welt.
Das ist zugleich die Gründungsgeschichte der Kirche. Sie ist eine Weggemeinschaft. Nicht ohne Grund wird sie zunehmend als synodal – als eine Gemeinschaft, die gemeinsam auf dem Weg bleibt - verstanden. Es ist seit den Tagen der Auferstehung ihr Wesensmerkmal. Eine Kirche, die verharrt und im Gewohnten verbleibt, ist keine Kirche der Auferstehung Jesu.
Die Kirche bleibt in der Spur Jesu, wenn sie sich auf den Weg macht – weg vom Gewohnten, hin bis an die Grenzen und darüber hinaus zum Neuen. Und genau das hat die Kirche auch verändert und verändert sie immer wieder von Neuem. Weil die Botschaft Jesu in der Konzeption des Weges bei Lukas im Evangelium und der Apostelgeschichte bis an die Grenzen der damals bekannten Welt kam, ist die Kirche erst zu dem geworden, was sie sein sollte: Gottes Volk aus vielen Völkern. Zeichen und Werkzeug für die Einheit aller Menschen wie es das Konzil formulierte (vgl. Lumen Gentium 1).
In der Kirche soll vorweggenommen und mit ihr ins Werk gesetzt werden, was von Gott her der Plan für die Menschen schon immer war: ein Zusammenleben in Würde, Frieden und Gerechtigkeit für alle.
Das ist aktueller denn je. Ostern ändert die Richtung – hoffentlich auch in unseren Tagen!
Mathias Wolf, Diakon