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Über das Beten

2013-10-17 12:41:07

Anders als eine landläufig anzutreffende Auffassung kolportiert, bedeutet Beten nicht, Gott abstrakt voll zu texten, sondern sein Leben selbst in die Hand zu nehmen. Wie das aussehen kann, dazu gibt das Gleichnis vom Sonntagsevangelium des 29. So im Jahreskreis Anregungen. Werfen wir einen Blick auf die beiden Protagonisten, denn die von ihnen verkörperten Haltungen stehen stellvertretend für viele, vielleicht auch für Anteile in uns selbst:Da ist der [b]Richter[/b]: [i]nicht gottesfürchtig, streng, mitleid- und rücksichtslos, gefühlskalt, egoistisch, kurzum: [b]mächtig[/b], wobei ihm die Menschlichkeit abhanden gekommen ist.[/i]Und da ist die [b]Witwe[/b]: [i]arm [/i](wie sich aus ihrem Stand schließen lässt)[i], zu Unrecht von Feinden geplagt, aussichtslos gegen die jene ankämpfend und verzweifelt auf der wiederholten Suche nach einem Beistand gegen die feindliche Übermacht, kurz-um: [b]ohnmächtig[/b], denn sie ist gesellschaftlich und ökonomisch am Ende.[/i]An diesen beiden, dem einen, der verhärtet ist in seiner Kälte und der anderen, die verhärtet ist in den Unrechtsstrukturen, die ihr Leben begrenzen, will uns der Evangelist Lukas etwas über den Glauben zeigen, der Bewegung in die Verhärtungen bringt. Die Witwe weiß aus dem Glauben heraus, dass nicht der irdische Richter, sondern Gott der Herr und Richter der Welt ist und dass die Unrechtsstrukturen deshalb nie siegen werden. Diese Gewissheit im Glauben gibt ihr Kraft und so findet sie sich nicht ab mit dem, was ihr angetan wird, was schließlich auch belohnt wird.Dem Richter in seiner verhärteten Kälte zeigt die Entwicklung der Witwe: Du musst nicht der bleiben, zu dem Du geworden bist oder zu dem Du Dich gemacht hast. Es ist nicht zu spät, Dein Leben in die Hand zu nehmen. Denn Gott kann jedes verhärtete Herz verwandeln, wenn der Beter es aufrichtig meint und sich hartnäckig an Gott wendet. Ich wünsche Ihnen, liebe Lesende, dass der Glaube und das recht verstandene Gebet auch Bewegung in Ihr Leben bringt, ganz gleich ob es momentan darum geht, sich gegen von außen gesetzte Ohnmachtsstrukturen zur Wehr zu setzten, oder eigene innere Verhärtungen zu überwinden. Versuchen Sie es einfach!