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Webwort zum Dreifaltigkeitssonntag 2021

Drei vergoldete Gegenstände stehen vor blauem Hintergrund: in der Mitte eine leuchtende Schreibtischlampe, links ein aufgeklappter Sandwichtoaster und rechts ein rotierender Ventilator. Der Titel der Darstellung lautet „Vater, Sohn & Heiliger Geist“. Sie stammt von dem jungen Künstler Jonathan Schöps aus dem Jahr 2013.

Es ist eine zeitgenössische Darstellung des christlichen Gottes als Dreieinem.

Die goldene Farbe aller drei Gegenstände zeigt für mich das einheitlich Göttliche und zugleich die Herausgehobenheit aus der Welt, dem blauen Hintergrund. Niemand von uns hat goldene Sandwichtoaster. Die Anordnung in einem Dreieck erinnert mich an traditionelle Darstellungen der Kunst.

Aber wofür stehen die drei Alltagsgegenstände in Schöps Darstellung?

Er sagt selbst zu seiner Darstellung: „Gottvater ist wie ein Licht (vgl. Ps 27,1a). Der Sandwichtoaster steht für Jesus. Er bezeichnete sich als Brot des Lebens. Das Abendmahl mit den Jüngern war ein richtiges Essen, man traf sich, um Gemeinschaft zu haben und zu reden. Ein Sandwichtoaster hat für mich auch etwas von gemeinschaftlichem Essen.

„… Der Ventilator steht für den Heiligen Geist. Im Alten Testament steht das hebräische Wort „ruah“ für Geist, im Neuen Testament das griechische Wort „pneuma“. Beides bedeutet „bewegte Luft“, „Wind“ oder „Hauch“. Alle drei Gegenstände sind – typisch für Trinitätsdarstellungen – in einer Dreieckskomposition angeordnet. Sie brauchen kein Stromkabel, denn welche höhere Energiequelle als Gott sollte es geben?“[1]

Sicher, Bilder haben immer auch Grenzen. Bei Bildern von Gott ist die Markierung dieser Grenze sogar entscheidend. Schon das Bilderverbot der Bibel (Ex 20,3 oder Ex 32) bringt das deutlich zum Ausdruck und muss deshalb bei allen Versuchen einer Darstellung mitgedacht werden. Das Bild ist niemals mit dem Abgebildeten – eben Gott - gleichzusetzen oder zu verwechseln.

Die Grenzen der Darstellung „Vater, Sohn & Heiliger Geist“ liegen letztlich in der Gegenständlichkeit der drei „Personen“. Sie sind voneinander abgegrenzt und stehen beziehungslos nebeneinander. Was sie gemeinsam haben ist nur die eine goldene Farbe und die Tatsache, dass kein Elektrokabel zu sehen ist. In der klassischen christlichen Rede von Gott ist aber gerade die Beziehung der drei göttlichen Personen zueinander, das, was ihren Unterschied ausmacht und zwar restlos. Mit anderen Worten: Der „Vater“ geht restlos darin auf Ursprung zu sein, der „Sohn“ restlos darin, aus dem „Vater“ hervorzugehen und der „Heilige Geist“ restlos darin, aus dem Vater und dem Sohn hervorzugehen. Dieser Unterschied ihrer Beziehung begründet zugleich den Unterschied ihrer Wahrnehmung aus geschöpflicher Perspektive: Der Vater ist Schöpfer von Allem, der Sohn das „Gesicht“ Gottes für die Welt und die Menschen und der Heilige Geist die unbändige Kraft und Dynamik Gottes in seiner Schöpfung.

Die Darstellung „Vater, Sohn & Heiliger Geist“ von Jonathan Schöps zeigt für mich gerade diesen letzten Aspekt an Gott und dem, was wir „Dreifaltigkeit“ oder „Dreieinigkeit“ nennen besonders eindrücklich und hat mich ganz neu zum Nachdenken gebracht über Gott.

 

Mathias Wolf, Diakon

Sie finden diese und andere Darstellungen aus der Serie „undarstellbar“ auf https://www.undarstellbar.de/vater-sohn-heiliger-geist/

 


[1] Aus: Bistum Limburg, Eulenfisch, Nr. 24/2020, S. 60.