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Weihnachten ist das Fest der Besuche

2012-12-27 11:12:41

Weihnachten ist das Fest der Besuche. Familien und Freunde treffen einander für ein paar gemütliche Stunden. Haben Sie auch Ihre Besuchsrunde schon geplant?Das Evangelium des 4. Adventssonntags berichtet ebenfalls von einem Besuch: Maria besucht ihre Cousine Elisabeth. Maria ist im sechsten Monat schwanger. Sie ist verlobt und kommt aus bescheidenen Verhältnissen. Über sie wird geredet. Sie ist in Verruf geraten wegen ihrer Schwangerschaft. Da macht sie sich auf zu Elisabeth, die mit ihrem Mann Zacharias im Bergland wohnt. Elisabeth ist eine alte Frau. Ihr Mann ist Priester am Tempel. Wie durch ein Wunder ist sie doch noch schwanger geworden. Johannes wird das Kind heißen, der Wegbereiter Jesu.Beim Anblick der Jüngeren bewegt sich das Kind in ihrem Leib. Elisabeth erkennt wie eine Prophetin als erste in dem Kind, das in Maria heranwächst, den Messias und segnet ihre Cousine.Künstler haben diese lebendige Begegnung beider oft dargestellt. In dieser Buchmalerei aus dem \"Codex aureus epternacensis\" (dem goldenen Kodex aus Echternach), der um 1020-30 entstanden ist, umarmen sich Maria und Elisabeth in einem einzigen, zinnenbesetzten Rundbogen: Herzschlag an Herzschlag der Messias und sein Wegbereiter. Altes und Neues Testament fließen nahtlos ineinander über.So nahe sind sie sich, Gesicht an Gesicht, dass ein selber Atem sie belebt, eine selbe Freude sie erbeben lässt. Fest umarmen die beiden Frauen einander, umklammern sich an Schultern und Hüften. Als gelte es, einen Freudentanz zusammen zu tanzen, zu springen und zu tanzen mit dem Kind, das in Elisabeths Schoß vor Freude hüpft in der Gegenwart des Messias.Der Hügel unter den Füßen der beiden Frauen ist schier unwegsam. Die Berufung des Johannes wird es sein, den Weg des Herrn zu bereiten, seine Straße zu ebnen. \"Bereitet dem Herrn den Weg! Ebnet ihm die Straßen! Jede Schlucht soll aufgefüllt werden, jeder Berg und Hügel sich senken, und alle Menschen werden das Heil sehen, das von Gott kommt.\" (Lk 3,4ff).Schon beginnt der Hügel hoffnungsvoll zu grünen. Auch der sakrale Innenraum - Symbol der Herzensgewissheit der beiden Frauen - erfüllt sich still mit einer Atmosphäre von gläubig, ewig jung grünender Hoffnung. Und Maria spricht und singt: ,,Meine Seele preiset die Größe des Herrn, und mein Geist jubelt über Gott, meinen Retter ...\" (Lk 1 ,46f)Im Rhythmus und im Takt des ,,Magnifikat\" werden nun die beiden Frauen wohl doch zu tanzen beginnen, aus lauter Freude über ihren Gott. Drei mal drei Fenster rücken diesen Freudentanz vor das wohlgefällige Auge des dreifaltigen Gottes.Die Begegnung von Maria und Elisabeth ist ein Besuch der besonderen Art. Besuche zu Weihnachten sind manchmal ambivalent. Nicht immer sind sie geglückt und hin und wieder lassen sie eine gespannte Stimmung aufkommen. Der Besuch dieser beiden Frauen ist erfrischend anders. Er strahlt viel Lebendigkeit aus. Die grüne Farbe im Bild ist davon ein Widerschein. Warum das wohl so gewesen sein mag?Vielleicht weil beide aneinander erkannten, wie wunderbar Gott an der anderen handelt. Achten Sie einmal darauf bei den Besuchen rund ums Fest, wie wunderbar Gott am Besuchenden oder Besuchten handelt. Und wenn Sie davon auch kaum etwas entdecken, dann wünschen Sie im Stillen, wo und wie Gott am anderen wunderbar wirken könnte.Mathias Wolf, Diakon