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Weihnachten ist eine Herzensangelegenheit

2008-12-20 19:21:28

So schnell ist es dann wieder gegangen. Heute ist der vierte Advent und in wenigen Tagen feiern wir Weihnachten. Viele von uns werden den Großteil der Vorbereitungen erledigt haben, manch einer mag es noch vor sich haben. Weihnachten kommt mit der Präzision des Kalenders. Wenn er uns den 24. Dezember anzeigt, dann feiern wir dieses große Fest. Für kein anderes Fest betreiben die Menschen einen solchen Aufwand. Aber was feiern wir eigentlich? Weihnachten – wie es wohl sehr viele Menschen mittlerweile verstehen – funktioniert auch ohne Inhalt. Das mag uns Christen und Christinnen traurig stimmen, aber es ist so. Ein schönes Fest, eine wunderschön dekorierte Wohnung, Geschenke, heimelige Traditionen von Plätzchen backen bis Weihnachtsbaum schmücken – vielen reicht das. Oder anders gesagt: Das ist genau das, was sie brauchen, damit Weihnachten ist. Aber Weihnachten käme gut ohne all das aus. Weihnachten ist letztlich eine Herzensangelegenheit, keine jährliche Jubiläumsveranstaltung im Sinne von: Damals vor über 2000 Jahren…Es geht darum, dass mich die Botschaft von der Geburt des Sohnes Gottes im Innersten trifft. Angelus Silesius bringt es in zwei Versen sehr schön in Sprache: Das liebste Werk, das Gottso inniglich liegt an,ist, dass er seinen Sohn in dir gebären kann.Wird Christus tausendmalzu Bethlehem gebor’nund nicht in dir, du bleibst noch ewiglich verlor’n.Vielleicht ist gerade der letzte Vers auf den ersten Blick nicht besonders tröstlich. Was, wenn ich das (noch) nicht erfahren habe, dass Christus in mir geboren ist. Der Vers bringt aber etwas zum Ausdruck, was viele empfinden. Sie hören die Botschaft von der Geburt Jesu, aber es erfüllt nicht wirklich ihr Herz. Viele empfinden gerade an Weihnachten die Diskrepanz zwischen Sehnsucht und Realität besonders schmerzlich. Umso tröstlicher die Worte, die deutlich machen, wie sehr Gott daran liegt, „bei uns anzukommen“. Was hilft dabei? Kann ich etwas tun, dass Christus in mir geboren wird? Das ist das Paradoxe, dass es gerade nicht darum geht, etwas zu tun. Weihnachten ist ja das Fest, das uns sagt: Vor aller Leistung lässt Gott dieses Wunder geschehen. Es ist vielmehr die Offenheit, etwas geschehen zu lassen. Eine gute Liturgie kann da viel helfen. Manch einer ahnt gar nicht, was es bewirkt, gemeinsam zu beten und zu singen. Und letztlich ist der beste Hinweis die Weihnachtsgeschichte selbst: Gott kommt in Armut zur Welt. Wenn wir uns trauen, arm vor Gott zu sein, alles fahren zu lassen – unsere Vorstellungen und Konzepte, unsere Wünsche, Erwartungen und Bitten. Wenn unser Herz frei wäre (auch von all den Gedanken und Sorgen um ein gelungenes Fest), dann kann Gott bei uns ankommen. Wer’s erfahren hat, weiß: Reicher kann man nicht beschenkt werden.