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Weltmeisterlich

2014-07-17 12:59:02

Im schier unendlichen Wortschwall vor dem Anpfiff des Finales gab es Interessantes zu hören: Ein ehemaliger Profifußballer (Verzeihen Sie, dass ich den Namen schon wieder vergessen habe.) hatte gesagt, dass er darauf tippe, dass Argentinien gewinnt. Der Grund: Beide Mannschaften seien ungefähr gleich stark. Aber Argentinien habe etwas was den Deutschen abgehe: einen Star – Lionel Messi.Vielleicht hat dieses vermeintlich Manko gerade zum Erfolg beigetragen: Eine Mannschaft zu sein, die sehr klar und sehr fest ein Ziel vor Augen hat, und alles in den Dienst stellt, um dieses Ziel zu erreichen. Kein Platz für Ego-Trip und Selbstverliebtheit. Wenn der andere besser steht und die Chance damit höher steht, das Runde in das Eckige zu bekommen, dann wird der Ball abgespielt, keine Frage. Was mich in diesem Zusammenhang noch beeindruckt hat, war die Haltung derjenigen, die auf der Reservebank Weltmeister geworden ist. Man kann mit Neid Zersetzung betreiben und Energie rauben, aber man kann auch dem, der jetzt im Moment besser an einen bestimmten Platz passt, den Vortritt gönnen und unterstützen. Letzteres scheint diesem Team gelungen zu sein. Und vielleicht ist das auch leichter, wenn man damit die ganze Mannschaft und nicht den einzelnen Star unterstützt. Wenn ich in diesen Tagen über Paulus und seine Gemeindetheologie zu predigen hätte, dann würde ich sicher diese Beobachtungen hernehmen. Der eine Leib und die vielen Glieder. Die vielen Charismen (Begabungen) und der eine Geist. Und viele spannende Fragen wären da für uns, die wir uns in den Gemeinden engagieren. Haben wir – in den jeweiligen Mannschaften – ein Ziel immer klar vor Augen? Haben wir Teamgeist? Sehen wir die Talente der anderen und wissen wir um die eigenen? Spielen wir den Ball rechtzeitig ab? Suchen wir einen, den wir anspielen können? Gehen wir dahin, wo der nächste Pass hingehen könnte? Rechnen wir mit neuen, jungen Talenten? Sind wir gute Reservespieler (innen)? - Und wie bei der deutschen Nationalmannschaft wird es da mal so und mal so in der Analyse ausfallen. Wir können schon auch superschön spielen. Und manchmal gelingt es weniger. Ach ja, der Star. Den haben wir schon auch. Ein bisschen anders. Der spielt immer schon in uns mit, in jedem von uns. Das wäre eine saloppe und tagesaktuelle Ausdrucksweise der frommen Rede, dass wir dazu berufen sind, christusförmig zu sein, Christus als Gewand anzuziehen. Und wenn wir uns dessen bewusst sind, dann spielen wir unbeschreiblich gut.Susanne Degen