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„Wer Vater oder Mutter mehr liebt als mich,

ist meiner nicht wert, und wer Sohn oder Tochter mehr liebt als mich, ist meiner nicht wert. Und wer … ist meiner nicht wert“. So Worte aus dem Evangelium nach Matthäus zum Sonntag. Es heißt doch in den Zehn Geboten: „Du sollst Vater und Mutter ehren“, und stellt Jesus mit seinen Forderungen alles auf den Kopf?

Unser Leben braucht Geborgenheit und Liebe, diese Geborgenheit zu empfangen und auch weiter zu geben. Und da ist doch Elternhaus und Familie die Keimzelle, damit Leben wachsen kann.

 Und doch ist es gut, dass das Festhalten am Alten, am Hergekommenen unterbrochen wird. Es gilt auch einen Einschnitt zu machen gegenüber allem, was vorher war. Die normalen Gesetze von Gehorsam und Gewohntem finden ihr Ende bei der Entdeckung von Neuem. Sonst gilt, dass Eltern ihre Pflicht tun und ihre Liebe darin zeigen, das weiter zu geben, was sie als das Kostbarste ansehen und darin die Kinder anleiten.

Nur, was ist das Kostbarste? Gerade das gilt nicht, wenn es darauf ankommt, die Wahrheit des eigenen Lebens zu finden und auszuprägen. Dann ist es möglicherweise nicht richtig, dem Vorbild der Eltern zu folgen. Und es gilt aus dem Elternhaus herauszutreten in eine größere, weitere Welt, - mit eigenen Erfahrungen, mit der eigenen Sehweise auf das Leben.
Festhalten oder loslassen, so geschieht Einübung in ein selbstverantwortetes Leben. So geschieht auch Einübung in ein glaubend-vertrauendes oder verschlossenes Christsein. Das Evangelium nach Matthäus will wachrütteln und befähigen, den eigenen Glauben zu finden und zu leben im Blick auf den Weg, den Jesus gegangen ist. Die ersten Christen wurden Anhänger des Weges genannt, nicht Anhänger einer Lehre.


Vielleicht stellt das Evangelium uns heute vor eine Weggabelung und fragt: Wie geht der Weg weiter? Fragen? Es gibt keine Sicherheit. Auch Zweifel gehören zum Leben. Auch Zweifel gehören zum Glauben. Die Frohe Botschaft Jesu ermutigt zum Wagnis. Und hier wiederum: Wagnis hat mit Weg zu tun, mit Gehen und nicht Stehenbleiben. Die Frage bleibt: Festhalten oder loslassen?

Anita Novotny, Gemeindereferentin