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Wir sind der Ton. Du bist der Töpfer.

2017-11-27 18:41:20

Wir sind der Ton. Du bist unser Töpfer.Fast lapidar steht es so am Ende der Prophetenlesung zum 1. Advent. Kann ich mir das einfach so sagen lassen? Wo bleibt mein Selbststand, meine Persönlichkeit, meine Freiheit, wenn ich so ganz und gar bloß Produkt göttlichen Willens bin, wenn er mich formen und kneten kann nach Gutdünken? Eine Marionette wäre besser dran.Es lohnt den Gedankengang des Propheten nachzugehen: Er geht aus von dem, was die Leute so über Gott sagen (auch und gerade die Kirchenleute): dass er unser Erlöser sei. Aber was soll das heißen, wenn die Welt so unerlöst daherkommt? Jesaja spielt die Antworten durch: Gott hat kein Interesse, er ist zu schwach. Oder hat er sich im Zorn zur Strafe abgewendet? Schließlich führt es ihn aber doch zurück zu dem Vertrauenswort: Gott ist uns Vater (und Mutter, möchte man hinzufügen): Gott ist der, ohne den ich nicht da wäre, der, ohne den nichts ist. Und: Gott hat ein Antlitz, ist mir zugewandt. Beides steckt im Bild vom Vater (bzw. der Mutter).Das ist Jesajas Grundlage für das Wort vom Ton und vom Töpfer: Wenn Gott so ist – väterlich erbarmend und mütterlich sorgend, dann ist nichts Schöneres von meinem Leben zu sagen, als dass ich in seinen Händen geborgen bin. Dann wird sein Formen in mir die schönsten Möglichkeiten zu Tage fördern, dann bleibe ich selbst in dem, was mich bedrückt und bedrängt, ihm nah, weil er es ist, der mich formt, so dass ich zu mir selber finde.Pfarrer Andreas Unfried