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Wo geht’s hin in Urlaub?

2010-07-09 08:42:56

„Wo geht’s hin in Urlaub?“ Das hören oder sagen wir dieser Tage öfters. Es ist Urlaubszeit und da will man mal was anderes sehen, mal weg von zu Hause. Dabei sind wir ja eigentlich das ganze Jahr schon unterwegs. Wir leben in einer mobilen Gesellschaft und umtriebigen Zeit.Am 11. Juli gedenkt die Kirche eines Mannes, der auch in umtriebigen Zeiten lebte: der Heilige Benedikt. Er ist aufgewachsen in einer Zeit großer äußerer Umbrüche. Ganze Völker machen sich um 500 herum auf und streifen durch Europa auf der Suche nach besseren Lebensbedingungen. Benedikt weiß um die Unrast der Menschen seiner Zeit.Wo so viele ganz außer sich, ja „aus dem Häuschen sind“, da sucht er einen Ort, wo man bleiben kann. Nicht einen Ort, an dem es die „heile Welt“ noch gäbe, sondern einen Ort, an dem in der Welt Heilung an Leib und Seele erfahren wird. Der Rückzug in Einsamkeit und Gebet ist für ihn dieser Ort; das ist sein Ort, „ganz in sich zu wohnen“; ganz bei sich und bei Gott zu sein. Wobei er keineswegs im Nichtstun verharrt; mit seiner Hände Arbeit sorgt er zusammen mit seinen Mitstreitern für den eigenen Lebensunterhalt. Aktion und Kontemplation verbindet er. „Bete und arbeite!“ ist dann auch das Motto des von ihm gegründeten Benediktinerordens geworden.Die Beständigkeit, das Bleiben ist ihm ganz wichtig: äußere Bleibe im Kloster, in der Gemeinschaft - so schwer wie das sein mag. Das heißt auch, die anderen ertragen zu müssen.Den anderen oft nur schwer ertragen zu können, hat oft auch mit uns selbst zu tun. Die anderen nicht leiden zu können, kann auch seinen Grund darin haben, dass wir uns oft selbst nicht ertragen, nicht „leiden“ können. Dass wir bei uns selbst nicht so richtig zu Hause sind, eben keine Bleibe haben.Es mit den anderen aushalten zu können, fängt damit an, dass wir’s erst einmal mit uns aushalten: in die Stille zu gehen und nur sich selbst mitzunehmen - sonst niemand. Dafür braucht niemand im Kloster zu leben. Vielleicht kann der Heilige Benedikt in den Urlaubstagen unserer umtriebigen Zeit eine kleine Hilfe sein, auch in den Ferien mal einen stillen Tag einzulegen. Mal an einem Ort zu bleiben und mal ganz bewusst mit denen zusammen zu sein, mit denen wir eigentlich zusammen durchs Leben gehen. Das Bleiben und Beieinanderbleiben bekommt so eine ganz andere Qualität.Mathias Wolf, Diakon