Wo Gott wohnt
Der 4. Advent geht dieses Jahr ein bisschen unter. Heilig Abend, der 24. Dezember, ist für die
allermeisten Weihnachten. Das eigentliche Weihnachten, wogegen die Weihnachtsfeiertage dann
nur noch eine Art Nachklapp sind. Und wenn die Zeit davor sowieso bestenfalls als
„Vorweihnachtszeit“ durchgeht wird (und eben nicht als Advent), dann kann der 4. Advent am 24.12.
gleich einpacken.
Schade drum, wo er doch seine eigene Geschichte zu erzählen hat. Von einem Gott, der sich nicht so
einfach von jedem Dahergelaufenen ein Gotteshaus bauen lassen will („Du willst mir ein Haus bauen?
(…) Nun verkündet dir der HERR, dass der HERR dir ein Haus bauen wird“. So die alttestamentliche
Lesung). Und der seinerseits durch den Engel höflich anfragen lässt, ob er denn ankommen darf in
Marias Leben (so das Sonntagsevangelium).
Gott ist frei. Und er lässt sich nicht für menschliche Zwecke einspannen. Weder für die Staatsräson
eines Königs David noch für meine persönlichen Lieblingsanliegen. Gott ist frei. Aber er nimmt sich
deswegen keine Freiheiten heraus. Ist eben nicht wie Zeus, der wenig zimperlich war, wenn ihm eine
gefiel. Gott ist frei. Und er will, dass ich ihm in Freiheit antworte, ob er denn ankommen darf in
meinem Leben. Wenn nicht: Gott kann warten. Und nimmt so schnell nichts krumm. Aber Sehnsucht
hat er schon danach, bei mir (endlich) ankommen zu dürfen.
„Wo wohnt Gott?“ mit dieser Frage überraschte der Kozker Rabbi Menadiem Mendel einige Gäste.
Sie lachten über ihn: “Was für eine Frage, ist doch die Welt voll von seiner Herrlichkeit“. Er aber
beantwortete die eigene Frage: „Gott wohnt, wo man ihn einlässt“.
Pfr. Andreas Unfried