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Wohin mit dem Ärger?

2009-06-21 14:57:13

Wohin mit Wut, Aggression, Frustration und Enttäuschung? Immer wieder gibt es in unserem Leben Situationen, die uns diese Emotionen bescheren. Sie sind unangenehm, oftmals blockierend und die gute Frage ist, wie man sie wieder los wird. Manchmal müssen wir verdrängen – aus Höflichkeit oder aus Zeitnot, weil schon wieder das Nächste dran ist. Gut tut uns das meistens nicht, denn hintergründig wirkt es oft weiter. Seinen negativen Emotionen Ausdruck verleihen ist sicher gut, aber es hat auch seine Grenzen. Manchmal ist der Adressat, gegen den sich Wut oder Ärger richten, gar nicht zu greifen. Auch können wir unserem destruktiven Potential nicht einfach freien Lauf lassen.Hilfreich finde ich in diesem Zusammenhang Übungen aus der kontemplativen Praxis: Sich eine Zeit der Stille suchen. Sich hinsetzen oder stellen. Den Körper wahrnehmen – und sei es nur, um zu spüren, wie die Füße den Boden berühren. Für einige Atemzüge sich ganz auf das Ein- und Ausatmen sammeln. Und dann versuchen, sich mit diesen Gefühlen annehmen. Und auch anzunehmen, dass ich sie nicht durch einen bloßen Willensakt loswerden kann. Vielleicht merke ich schon an dieser Stelle, dass es mir nicht gelingt. Ich will mich eigentlich ganz anders haben. Aber auch das nehme ich wahr, ich versuche, es nicht zu beurteilen. Der nächste hilfreiche Schritt ist, sich bewusst zu werden, dass ich z.B. Wut oder Hass habe, dass ich aber nicht diese Emotion bin. Das klingt vielleicht banal, ist es aber nicht, wenn wir daran denken, wie sehr wir in bestimmten Momenten von Gefühlen besetzt sein können. Dann versuche ich für einige Zeit in die Rolle des Beobachters oder der Beobachterin zu gehen: Ich beobachte mich, meine Gefühlsregungen. Und: Ich versuche, nichts festzuhalten. Ich lasse meine Gedanken wie Wolken ziehen, aber ich gehe den Gedankengängen nicht nach. (Das ist vielleicht die größte Versuchung…)Nach einer Weile lenke ich meine Sammlung mehr und mehr auf den Atem. Das Ein- und Ausatmen ist das Geländer, das mich in die Stille, in meinen eigenen Grund zu führen vermag. Ich werde es immer wieder loslassen, aber ich kann es in jedem Augenblick auch wieder ergreifen.Je mehr es gelingt, die Ich-Aktivitäten zur Ruhe kommen zu lassen und sich der Liebe Gottes zu öffnen, desto mehr werden wir Teresas Worte verstehen: Nichts soll dich ängstigen, nichts dich erschrecken. Alles vergeht. Gott ändert sich nicht. Geduld erreicht alles. Wer Gott besitzt, dem fehlt nichts. Gott allein genügt. Wer so übt und der Versöhnung und dem Frieden in sich Raum gibt, der wird nicht vor negativen Gefühlen gefeit sein, aber er wird anders damit umgehen und er wird anders in notwendige Kämpfe und Auseinandersetzungen gehen.