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Wohnungswechsel – Totengedenken im November

2014-10-15 20:21:16

Oft machen sich am Sterbebett die Familie und der Sterbende gegenseitig etwas vor. Der Sterbende hat Angst seine Angehörigen zu beunruhigen, wenn er den Tod nahen spürt, andererseits wollen Angehörige den Schwerkranken nicht beunruhigen, wenn sie um die endgültige Diagnose wissen. Vor einigen Jahren erging es mir so beim Besuch eines Sterbenden. Die Angehörigen baten mich, dem Verstorbenen nichts über den wahrscheinlich bevorstehenden Tod zu sagen. Ebenso bat mich der Verstorbene, seinen Angehörigen über seine Todesahnung zu sagen. Wie befreiend für beide Seiten war es dann, dass sie miteinander über das Sterben des Angehörigen miteinander sprechen konnten.Jesus spricht offen mit seinen Jüngern über seinen Abschied. Sie haben Angst. Jesus aber spricht ihnen im Angesicht seines bevorstehenden Todes Mut zu und verspricht ihnen, dass es ein Wiedersehen geben werde: »Wenn ich gegangen bin und einen Platz für euch vorbereitet habe, komme ich wieder und werde euch zu mir holen, damit auch ihr seid, wo ich bin« (Joh 14,3). Was für ein tröstliches Wort! Der Tod ist nicht das Ende, es gibt eine Heimat im Leben danach. Sogar eine, die liebevoll vorbereitet, für uns eingerichtet ist! Eine echte Heimstätte. Offenbar auch eine, die ganz unterschiedliche Möglichkeiten bietet, sich »zu Hause« zu fühlen, denn es gibt »viele Wohnungen« im Haus des Vaters (Joh 14,2). Das heißt, die Zusage gilt nicht nur einem kleinen, illustren Kreis Auserwählter, sondern allen Menschen, die diesen Weg gehen. Der Weg allerdings erscheint den Jüngern als ein großes Problem. Nur zu verständlich angesichts der Angst, Jesus zu verlieren. Wer soll ihnen dann den Weg weisen? Wenn wir einen geliebten Menschen hergeben müssen, geht es uns doch genauso. »Wir wissen nicht, wohin du gehst. Wie sollen wir dann den Weg (zu dir) kennen?« (Joh 14,5). So fragt nicht nur der Jünger Thomas, so fragen vielleicht auch wir. »Wissen« können wir es nicht. Es gibt keine Straßenangabe, keine neue Adresse, keinen Nachsendeantrag, keinen Mietvertrag für die Wohnung im Hause des Vaters. Aber es gibt einen Weg, der das Leben selbst ist: Jesus. Das hat er seinen Jüngern versprochen, das gilt auch für uns. Wer sein Leben im Vertrauen auf Jesu Botschaft lebt, der findet darin den Weg zum Vater. Auf den wartet am Ende nicht die Angst und der Schmerz, sondern ein neues Zuhause in der Geborgenheit Gottes. Darauf dürfen wir vertrauen - an Allerseelen für alle, die uns schon vorausgegangen sind, aber auch für uns. Wohnungswechsel - Umzug in eine neue Heimat.Reinhold KalteierPfarrer