Zum Hauptinhalt springen Skip to page footer

\"Wollte ich noch den Menschen gefallen, dann wäre ich kein Knecht Christi.\"

2013-06-02 12:49:42

Ein Satz wie ein Schwert. Gut zur Überprüfung der eigenen Motivationslagen.Paulus schreibt an die Gemeinden in Galatien. Ein \"pleaser\", einer der gefallen möchte, ist Paulus jedenfalls nicht, sonst würde er seinen Brief nicht mit einer harschen Ermahnung beginnen. Die Menschen in Galatien haben sich offensichtlich durch die Verkünder eines falschen Evangeliums verwirren lassen. Paulus lässt es nicht an Klarheit mangeln. Ihm geht es nicht um die Zustimmung der Menschen, ihm geht es um Gott. Und um ein unverfälschtes Evangelium. So weit so gut. Wir werden in den kommenden Wochen noch mehr davon hören, was er den Menschen in Galatien zu sagen hat. \"Wollte ich noch den Menschen gefallen, dann wäre ich kein Knecht Christi.\" - Das ist ein Satz, der auch dazu angetan ist, Positionen, die man für unverrückbar hält, betonhart zu verteidigen. Uns fällt da genug ein. Und das Argument in streitigen Fragen der Ämter- oder Moraltheologie, dass sich die Kirche nicht dem Zeitgeist anbiedern dürfe, kennen wir. Bei aller Gefahr, er gefällt mir, dieser Satz. Er fordert mich zum Nachdenken auf, aus welcher Motivation ich heraus etwas tue. Wer Kinder hat, weiß, dass Motivation wichtig ist. Man kann durch Anerkennung und Lob motivieren. Man kann durch Belohnung motivieren. Ich sehe das aber eher als \"Anschubfinanzierung\". Denn die beste Motivation ist doch die, dass dann ein Kind an der Sache selbst Geschmack findet, und soviel Freude und Sinn daran hat, dass es der anderen Motivationen immer weniger bedarf. Und wer miterleben darf, was passiert, wenn ein Kind ganz aus eigener Motivation heraus etwas tut, weiß welche Dynamik das haben kann. Was für die Begleitung von Kindern wichtig ist, gilt auch für uns Erwachsene. Im Erwerbsleben sind es Geld und Ansehen, die uns durchaus motivieren. Wirklich erfüllt von ihrem Beruf sind allerdings eher die, die in der Tätigkeit selbst einen Sinn finden. Bei unserem Engagement als Christenmenschen lohnt auch ein Blick auf die Motivationslage. Suche nach Anerkennung, Gemeinschaft, Wertschätzung und anderes mehr sind gute Motivationen, solange sie nicht die einzigen bleiben. Um es mit Paulus zu sagen: Es muss uns schon um Gott gehen und um das Evangelium Christi. Das müssen wir nicht unentwegt und wortreich zum Ausdruck bringen, aber wenn wir gar nicht mehr darüber reden und uns über unsere Kernmotivation austauschen, wird es kritisch. Es könnte einfach zu leicht verdunsten. Gut, wäre da noch das Wort vom Knecht bzw. der Magd. Das sind nicht mehr so sehr unsere Worte. Aber wenn ich darunter verstehe, Getreuer oder Getreue Christi zu sein, kann ich gut damit leben. In jeder Hinsicht. Und als Getreue Christi haben wir dort zu sein, wo Jesus immer war: bei den Menschen. Nicht um ihnen zu gefallen, aber um genau hinzuschauen und hinzuhören, wer sie überhaupt sind und was sie brauchen. Mit dem Willen, ihnen wirklich zu begegnen. In dem Sinne, wie es Bischof Hemmerle einmal formuliert hat: \"Lass mich dich lernen, dein Fragen und Dasein,damit ich daran die Botschaft neu lernen kann,die ich dir zu überliefern habe.\" Susanne Degen