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Zum Weltgebetstag der geistlichen Berufe

2012-08-26 19:10:00

Machen Sie sich auch regelmäßig auf die Suche: Schlüssel, Handy, Kuli, Telefonnummern � das sind wohl klassische Gegenstände, die jeder ab und an sucht!?Wer auf der Suche ist, widmet seine Aufmerksamkeit einem Ding oder einer Angelegenheit, die ihm wichtig ist. Wir suchen etwas, das uns fehlt, etwas, das wir vermissen und vielleicht sogar dringend brauchen. Wer sucht, ist interessiert, der ist �dabei�, ist beweglich und nicht starr, offen und doch aus bestimmten Gründen in eine gewisse Richtung ausgerichtet.Wer sucht, hat ZukunftZu den beeindruckendsten Begegnungen während meiner Studienzeit gehörte ein Gespräch mit einem Mitglied des Trappistenordens, von dem ich annahm, dass er über das geistliche �Stadium des Suchens� längst hinaus sei. Trappisten führen ein kontemplatives Leben mit einem streng geregelten Tagesablauf, der durch Schweigen, siebenmaliges Stundengebet und körperliche Arbeit charakterisiert ist. Zudem halten sie sich stets nur in ihrem Kloster auf und halten keinen Kontakt zur Außenwelt, nicht einmal zu ihren Familienmitgliedern. Einer der Brüder war bereit, der Gruppe, mit der ich da war, ein paar Fragen zu beantworten bzw. aus seinem Leben zu erzählen: Ich war sicher, dass jemand, der sein Leben solchermaßen Gott widmet, von Zweifeln frei und auf dem Weg des Glaubens schon enorm weit fortgeschritten sein müsse. Umso erstaunter, aber auch beeindruckter war ich, als ich erfuhr, dass selbst bzw. gerade dieser Mensch, der sein Leben völlig auf Gott hin ausgerichtet hat, sich als Zweifelnden und Suchenden charakterisierte. Sehnsucht: der Motor der SuchbewegungSehnsucht wird auch im Evangelium groß geschrieben: Die Seligpreisungen nennen jene glücklich und selig, die ihre Sehnsucht zulassen, die es aushalten, dass in ihrem Leben etwas offen bleibt, das sich erst erfüllen wird oder das nur Gott erfüllen kann.Selig, wer seine Mängel spüren und zulassen kann, er muss sie nicht in einer Sucht ersticken! Er muss nicht von sich selbst oder seinen Mitmenschen erwarten, dass dieser offene Rest gefüllt wird. Das schenkt uns Freiheit und auch Handlungsmöglichkeiten.Dass die Sehnsucht der Menschen, ihr wirkliches Interesse der Ausgangspunkt ihrer Berufung sein kann, dass zeigt uns Jesus, wenn er seine ersten Jünger beruft (Joh 1,35-42): als erstes fragt er die beiden Männer, wonach sie suchen. Er fragt nach ihrem Interesse und zeigt Interesse. Dann erst lädt er sie ein, mit ihm zu kommen, damit sie finden können, wonach sie suchen.Wir können diese Szene aber auch umgekehrt lesen: Wer dem Messias begegnen will, muss sich auf die eigene Sehnsucht einlassen!Liebe Leserinnen und Leser: Für die kommende Woche wünsche ich Momente, in denen Sie sich auf die eigene Sehnsucht einlassen können!