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Geschichte

Mit dem stetigen Wachstum der Stadt Oberursel wuchs auch die Zahl der Katholiken. Die alte St. Ursula-Kirche war zu klein geworden. Vordringlich im Norden der Stadt ergab sich die Notwendigkeit, einen neuen Gottesdienstraum zu schaffen. Man erwarb das Grundstück zwischen Berliner Straße und Herzbergstraße und begann 1961 mit der Planung eines Kirchenneubaus. Die Pläne lieferte Prof. Dr. Rudolf Schwarz, der die Vollendung seiner Idee leider nicht mehr erleben durfte, da er während des Baus verstarb. Seine Frau, Architektin Maria Schwarz, führte die begonnenen Arbeiten weiter.

Weitere Details der Kirche und der Kirchengemeinde Liebfrauen können Sie der Chronik entnehmen, die anlässlich des 40-jährigen Bestehens der Pfarrei Liebfrauen im Jahr 2003 erstellt wurde .

Architektur

Zur Architektur der Kirche schreibt ihre Erbauerin Maria Schwarz: "Ein Kirchbau soll Abbild seines Schutzpatrones sein. Für mich war es eine besondere Freude, dass dieser große Auftrag eine Liebfrauenkirche werden sollte.
Die allererste Arbeit nämlich, die ich mit meinem Mann ausführte, war die Planung der Inneneinrichtung der im Kriege zerstörten Liebfrauenkirche in Trier gewesen. Bei dieser Arbeit hatte ich gelernt, dass ein Bau mehr ist als die Hülle für das Tun des Menschen, daß er Abbild sein kann einer Form des Lebens, einer Ordnung in der Welt, daß er sogar Abbild und Inkarnation des Menschen sein kann ...
Liebfrauen (Trier)ist in drei Zonen übereinander gebaut, in der untersten ist die Rose, die in zwölf Konchen erblüht aus dem Mittelgeviert, um das vier starke Bündelpfeiler stehen; dann wird es zum Kreuz, und oben ist es Kuppel. Rose, Kreuz und Kuppel sind aufeinander gestellt. Die Kirche, die hier entstanden ist, hat die Liebfrauenkirche zu Trier zur Mutter, das kann man im Grundriss deutlich ablesen, aber sie wurde doch ein ganz eigener Bau, vielleicht eine bescheidene, einfache Tochter."

Grundriss

Der Grundriss der Kirche stellt ein gleicharmiges Kreuz dar. Drei der Kreuzarme sind von der Gemeinde gefüllt. Der vierte Arm fasst die große Orgel und den Platz für den Chor. Der Altar steht in der Vierung, um drei Stufen erhöht. Die Konchen in den Kreuzungswinkeln ergänzen den Kreuzgrundriss zum Symbol der Rose und greifen so das Patrozinium der Kirche auf: Maria, die "rosa mystica", die geheimnisvolle Rose, die höchste Lobpreisung Gottes. Die drei Schiffe der Kirche schließen die Gemeinde zu einem großen, offenen Ring zusammen, der um den Altar steht. Sie bildet, wenn sie zusammentritt, den offenen Ring, die Urgestalt der Orante-Haltung, die Priester heute noch einnimmt bei den Gebeten, die er spricht. Der Chorraum unterbricht diesen Ring, hier tritt das unendlich Offene in den Ring der Gemeinde.

Kirchenraum und Fenster

Unverputzter Backstein und Sichtbeton bestimmen die Wandflächen der Kirche. Der Backstein hat ein schönes, mosaikartiges Farbenspiel und bestimmt mit seinem Rot den Farbton des Raumes. Die vier tragenden Mittelpfeiler sind, ebenso wie die Rippendecke, aus Beton. So entsteht eine Materialeinheit am Bau von Backsteinmauerwerk und Beton.

Die Innenausstattung geht zu wesentlichen Teilen auf den Oberurseler Künstler Georg Hieronymi zurück, der die große Madonna, die Priestersitze, den Kreuzweg und zwei großflächige Wandteppiche in der Taufkapelle schuf. Den Tabernakel schuf Friedrich Gebhart aus Roxel/Westfalen. Er wird umfasst von einem goldenen Band, das mit Bergkristallen übersät ist und an den Mannasegen in der Wüste erinnert. Der Taufstein ist ein Werk des Kirchenbaumeisters Rudolf Schwarz.

Die Fenster der Liebfrauenkirche des Kärntner Künstlers Giselbert Hoke passen sich der Grundstruktur und Symbolik der Kirche an, die aus der Natur genommen sind. Sie greifen das Lob Gottes aus der Schöpfung auf, wie es sich im altestamentlichen Lobpreis der Jünglinge im Feuerofen (Dan 3) darstellt. Die Glasgemälde der Fenster verwenden volle Farben, die in lichtspendendes Weiß und in zarte gelbe, rote und blaue Farben ausstrahlen.

Auf die Architektur wurde im Gottesdienst anlässlich der Wiedereröffnung der Liebfrauenkirche nach der Renovierung am 26.01.2020 in der Predigt besonders eingegangen.

Klais Orgel

Die große Orgel entstand 1970 und ist ein Werk der Bonner Orgelbauwerkstatt Klais. Mit 52 klingenden Registern auf 4 Manualen und Pedal ist sie eines der bedeutendsten und größten Orgelwerke im Rhein-Main-Gebiet. Ihr Klang ist außer zu den Gottesdiensten regelmäßig in Konzerten und auch auf CD (im Pfarramt Liebfrauen erhältlich) zu bewundern.

Dem Orgelbauer ist in unserer Kirche ein besonders schönes und repräsentatives Werk gelungen in Konsonanz von optischer Hinführung und jenem akustischen Ereignis, das den Spieler nur schwer entlässt. Denn der Organist ist beglückt über den fast unerschöpflichen Fundus an Klangmöglichkeiten, über Flair und Adel der Einzelstimmen und die opulente Pracht des vollen Werks. Und die 3814 Pfeifen geben gern eine Probe ihres Wohlklangs, der sich mit soghafter Wirkung steigert vom zartesten Sphärenhauch bis zur glanzvollen Strahlkraft und Wucht des Fortefortissimo. Auch die Glasmalerei stimmt mit glutvollen Farben ein in die „Laudatio Organi“. Wenn sich im wunderbaren Halbdunkel des Raumes das Sonnenlicht in den Kirchenfenstern bricht, tauchen die Strahlen das Zinn der Pfeifenfelder atmosphärisch in schimmerndes Licht: kontrastreich zum schönen, mosaikartigen Farbenspiel des roten, unverputzten Backstein-Mauerwerks verschmelzen Raum und Klang, Licht und Musik: milde am Morgen, glänzender am Abend.
Charles Marie Widor sagte zu Albert Schweitzer: „Als die Strahlen der untergehenden Sonne in verklärter Ruhe das dämmrige Schiff durchzogen: Orgelspielen heißt einen mit dem Schauen der Ewigkeit erfüllten Willen manifestieren.“ (Deutsche u. Französische Orgelbaukunst, S. 38)

So erklinge die Liebfrauenorgel als Sinndeuter und Sinnvermittler in dienender Verkündigung über den bloßen ästhetischen Genuss hinaus zum Lobpreis Gottes, zur Freude und Andacht der Zuhörer und führe hin zu jenem "großen Geheimnis, dass wir Gott nennen". (Karl Rahner)


Mehr über "Besondere Gottesdienste" und Konzerte erfahren Sie auf der Seite des Förderkreises Liebfrauen. Weitere Details zur Orgel sind hier beschrieben.